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USERS OR LUSERS*?

Gespräch mit den Netzkünstler_innen Tobias Leingruber und Olia Lialina
Wann: Freitag 22.11.13 // 20.00
* Luser ist ein Begriff aus dem Hacker-Jargon. In abschätziger Weise werden dabei User_innen als Loser definiert: "Der Fehler sitzt 40cm vor dem Monitor." 1975 tauchte der Begriff erstmals auf den Bildschirmen im MIT, Massachusetts Institute of Technology, auf und ist seitdem fester Bestandteil von Hacker-Witzen.
Ausgehend von dem abschätzigen Blick, der von Seiten der Hacker, der Netz-Pros, auf die als naiv gebrandmarkten User_innen geworfen wurde, fragen wir nach den politischen Momenten der User_innen-Kultur: User_innen haben das Netz immer wieder entscheidend mitgestaltet, auch oder gerade weil sie nicht zwingend über das nötige Know-How über Programmierung und Computer-Technologie verfügen. Als tagtägliche Be-Nutzer_innen von Computer und Internet finden sie jedoch Strategien und Taktiken des Handelns im eigenen Interesse. Dabei bilden sich eigene Ästhetiken und Politiken der User_innen-Kultur heraus. Gemeinsam mit den Netzkünstler_innen Tobias Leingruber und Olia Lialina wollen wir diesen 'Politics of the user' auf den Grund gehen.

Die Netzpionierin Olia Lialina erforscht in ihrer künstlerischen sowie theoretischen Arbeit die Figur des Users. Ausgehend von der These, dass es die User_innen waren - und nicht wie immer behauptet, Tim Berners-Lee -, die das Web erfunden haben, widmet sie sich mit archäologischem Interesse den Ästhetiken und Erscheinungsformen des Early Internet Users, das als Plädoyer für die Ehre der User_innen verstanden werden kann.

Der Netzkünstler Tobias Leingruber folgt in seiner Arbeit dem Credo des „Skate the Web“. Damit eröffnet er eine Perspektive auf die Diskussion um User_innen, in der diesen ein flüchtig-subversives Moment zugestanden wird: Gleich Skatern in Stadtarchitekturen machen User_innen die Internet-Architektur zum Objekt ihrer Be- und Umnutzung. Tobias Leingruber lotet in seinen künstlerischen Projekten die subversiven Potentiale der Internet-Nutzung aus.
**fffff.at - Free Art and Technology Lab
*** Turing Complete User
Olia Lialina, Netzkünstlerin***

Die in Moskau geborene Künstlerin Olia Lialina hat viele einflussreiche netzbasierte Arbeiten geschaffen: My Boyfriend Came Back from the War (1996), Agatha Appears (1997), First Real Net Art Gallery (1998) und Last Real Net Art Museum (2000), Summer (2013). Aktuell ist sie Professorin an der Merz Akademie in Stuttgart und schreibt über Digitale Kultur, Netzkunst und das frühe Web.

Seit 2002 arbeitet Olia zusammen mit dem Künstler und Musiker Dragan Espenschied. Gemeinsame Arbeiten sind Zombie and Mummy (2002-2003), Midnight (2006) und Online Newspapers (2004, 2008, 2013), Digital Folklore Reader (2009) und One Terabyte of Kilobyte Age (seit 2012). Ihre individuellen als auch gemeinsamen Arbeiten wurden vor allem online sowie auf vielen internationalen Ausstellungen gezeigt u.a. Ars Electronica, Linz; the New Museum, New York; Museo Tamayo, Mexico City; Transmediale, Berlin; Havana Biennial, Cuba; ACAF, Alexandria; the Walker Art Center, Minneapolis; ABC Gallery, Moscow; ZKM, Karlsruhe; Madison Square Park, New York.
Tobias Leingruber, Netzkünstler**

Tobias Leingruber ist freier Kommunikations Designer und Projekt Manager bei Mozilla Firefox. Seit 2007 ist er Teil des Free Art & Technology Labs, F.A.T., ein Kollektiv, dass durch virale und popkulturelle Aktionen in den Bereichen Kunst und Technologie auf sich aufmerksam macht. Im Frühjahr erhielt er den ARTE Creative Award für sein Projekt „Social ID Bureau“.